Tag 07: Reykjavik/Island

05.07.2007:

Da ich nicht schlafen konnte, habe ich mich um 2Uhr in die Rossia Lounge gesetzt und durch die großen Panoramafenster nach draußen geschaut. Wir haben Seestärke 4 und draußen wandern graue Wellen teilweise mit weißen Schaumkronen übers Wasser. Hin und wieder kann man einen Blick auf Islands schroffe Südküste werfen, die aber am Horizont in dunklen Wolken verschwindet. Ich beginne damit, meine vielen Postkarten zuschreiben. Hin und wieder blicke ich nach draußen und bin fasziniert von dem Schiff. Der Bug reitet die wild gegen uns schießenden Wellen majestätisch ab und ein stetiges Heben und Senken verursacht ein leichtes Bauchkribbeln. Wie so oft fliegen Seevögel in den Wellentälern neben uns. Ich habe das Gefühl, dass sie mit Maxim um die Wette fliegen, da sie kurz vor ihrem Bug immer in die Höhe schießen, um dann von neuem Richtung Bug zu fliegen. Bereits um 3.30Uhr kommt erneut die Küste Islands in Sicht und zeitgleich mit ihr erscheint die Sonne in phänomenalen Licht am Himmel. Die See ist plötzlich spiegelglatt, keine Wolke am Himmel - die Sicht ist so gut, dass man an Land aufsteigenden Wasserdampf von geothermischen Kraftwerken entdecken kann.

Doch dieser Anblick wurde durch eine Seenebelbank jäh unterbrochen, wie wir sie auf dieser Reise noch häufiger erleben werden. Aber trotzdem ist es unglaublich zusehen, wie sich die Sonne, wenn auch nur für Sekundenbruchteile durch den Nebel kämpft. Auch ist es faszinierend wie einzelne graue Nebelfetzen über Maxims Bug fliegen und etwas weiter oben das zart goldene Licht der Sonne schimmert. Für solche einzigartigen Momente lohnt sich das frühe Aufstehen.

Um 7.30Uhr - erneut eine Stunde früher als geplant - legen wir am Hafen von Europas nördlichster Hauptstadt an -  Reykjavik. Dies bedeutet Rauchbucht und kommt wahrscheinlich von den Dampfen der heißen Quellen, die sich in unmittelbarer Umgebung befinden. Die Universitätsstadt hat etwa 115.000 Einwohner und liegt am Anfang der Halbinsel Reykjanesskagi. Vor uns liegt die Boudicca, die baugleich der MS Albatros von Phoenix ist. Sie hieß früher Royal Viking Sun. Das Anlegemanöver ist schwierig da wir sehr heftigen Seitenwind haben und unser einziger Schlepper mit aller Kraft versucht, Maxims Heck an den Kai zu bekommen. Ich habe in diesem Moment gehofft, dass das Tau nicht reißt, denn durch den Schwung würde der Schlepper genau in Boudiccas Backbord-Seite krachen.

Ein Großteil der Passagiere hat heute den Ganztagesausflug "Golden Circle" gebucht. Diese Reiseroute für Touristen beginnt in der Hauptstadt Reykjavik und führt an einem Tag zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Gegend: Thingvellir, das Geothermalfeld Haukadalur mit dem Geysir Strokkur und der Thermalquelle Blesi sowie dem Gullfoss-Wasserfall.

Bei 13°C und bedecktem Himmel fuhren wir zunächst nach Hveragerði (40km östlich von Reykjavik am Fluss Varmá). Dort besichtigen wir ein Treibhaus, welches mit Erdwärme beheizt wird und in dem Bananen sowie wunderschöne bunte Blumen, Obst und Gemüse gezogen werden.

 Anschließend geht's zum Einsturzkrater Kerid ("Die Wanne"), der 55m tief ist und an dessen Grund smaragdgrünes Grundwasser schimmert.

Durch eine grüne hügelige Graslandschaft fahren wir weiter zum Gullfoss ("Goldener Wasserfall"). In der Ferne kann man einen großen Inlandsgletscher erkennen. Der Gullfoss ist einer von Islands berühmtesten Wasserfällen. Mit lautem Getose stürzt der Fluss Hvítá auf zwei unterschiedlich hohen Stufen (14 m und 18 m hoch) in eine bis zu 70m tiefe Schlucht. Die beiden breiten Kaskaden stehen dabei in einem rechten Winkel zueinander.

Anschließend besuchen wir die Hauptattraktion des heutigen Ausfluges - das Geothermalfeld inmitten des Haukadalur Tales mit Islands berühmtesten Geysir: Strokkur ("Butterfass"). Strokkur bricht regelmäßig alle 10 Minuten aus und schleudert eine bis zu 100°C heiße Wassersäule bis zu 20 m in die Höhe - ein gigantisches Schauspiel der Natur.

Nach der Mittagspause sitzen wir wieder im Bus und fahren zum vorletzten Haltepunkt auf unserer Rundreise. Thingvellir ("Ebene der Volksversammlung") ist seit 1928 ein Nationalpark im Süden Islands. Neben bekannten Orten in Griechenland ist dieses Gebiet eines der ältesten Parlamente der Welt. Bereits um 930 wurden hier Volksversammlungen abgehalten und die Republik Island am 17. Juni 1944 ausgerufen. Geologisch gesehen ist dieses Gebiet sehr spannend, denn es liegt inmitten einer Grabenbruchzone - dem mittelatlantischen Rücken - und ist von vier aktiven Vulkansystemen umgeben. Auf dem nächsten Foto kann man sehr schön links die europäische und rechts die amerikanische Platte erkennen.

Unterwegs wurde das Auseinanderdriften auch durch imposante Felsspalten und Risse sichtbar.

Wieder in Reykjavik angekommen besuchen wir das Gebäude Perlan, welches als ein architektonisches Meisterwerk gilt. Es liegt direkt mit seiner riesigen Glaskuppel auf den Heißwasserspeichern der Stadt und bietet einen hervorragenden Rundumblick.

In der Mitte kann man das Wahrzeichen der Stadt aufgrund auffallenden Turmes erkennen. Die mit 73m hohe Hallgrímskirkja ist Islands höchstes Gebäude. Bevor es zurück zum Schiff ging, habe ich mich ins Gras gelegt und meinen Blick schweifen lassen - es war wirklich super entspannend einfach nur so dazuliegen den Himmel anzuschauen und auf Islands pulsierende Hauptstadt mit den bunten Gebäuden zu blicken.

Folgende Fotos hat Jürg Aebersold gemacht, als Maxim Gorki an der Pier lag und Boudicca ausgelaufen war.

Tag 08: Akureyri/Island

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