Tag 12: Spitzbergen: Barentsburg

10.07.2007:

Was gestern an der Neptun Bar nach der Ausfahrt aus dem Magdalenenfjord begonnen hatte, nämlich das gemütliche Zusammensitzen, wirkte bis in die frühen Morgenstunden des heutigen Tages nach. Ich entschied mich, mein Bett heute gar nicht zu besuchen und so konnte ich gegen 3Uhr wunderschöne Naturimpressionen Dank der tiefstehenden Sonne beobachten. Allerdings umspielte ein eisiger Wind mein Haar, so dass ich dick eingemummelt und mit Decke an Deck stand.

Da es nun doch noch kälter geworden ist, beschließe ich, in der Rossia Lounge ein wenig in meinem Spitzbergen Reiseführer zu lesen. So erfahre ich, dass heutzutage der Name Spitzbergen nur für die größte im Archipel liegende Insel benutzt wird, welche auch die geographisch, touristisch und maritim repräsentativste Insel darstellt. Im 17. Jahrhundert war Spitzbergen ein Wal- und Walrossfanggebiet bevor ab dem 19. Jahrhundert die Kohleförderung begann - 1906 öffnete in Longyearbyen die erste Mine. Diese wird noch heute in Barentsburg und Pyramiden durch Russen sowie bei Longyearbyen durch Norweger durchgeführt. Auf den Inseln (Spitzbergen, Nordostland, Edgeinsel, Barentsinsel, König-Karl-Land, Kvitinsel, Bäreninsel, Hopen u. a. leben heute rund 3.000 Einwohner wobei 2/3 Russen sind und nur 1/3 Norweger. Spitzbergen ist durch Fjorde stark durchdrungen und zu 60% mit Eis bedeckt.

Die Nutzung dieser Karte erfolgt mit freundlicher Genehmigung von www.spitzbergen.de

Nachdem die Sonne wieder in voller Stärke vom Himmel strahlt fahren wir immer noch an der Westküste Spitzbergens Richtung Süden. Vorbei an Bergen und kleinen Einbuchtungen. (Bilder von H. Krebs)

 

Gegen 7.30Uhr erreichen wir den Eisfjord (auch Isfjord), der mit einer Länge von ca. 100km der längste und größte Fjord auf Spitzbergen ist.

Der Golfstrom hält den Fjord recht lange eisfrei. Auf Grund dieser geographischen Besonderheit sind an seinen Ufern die meisten Siedlungen entstanden. Wir sind auf dem Weg nach  Longyearbyen, dem größten Ort des Archipels und dem Verwaltungszentrum, um dort die Jäger auszubooten, die in der Magdalenenbucht auf Eisbären achteten.

Der Ort hat ca. 1.900 Einwohner und liegt am 78. Breitengrad. Danach geht es weiter nach Barentsburg, das seinen Namen dem Entdecker Willem Barents verdankt.

Wie auf den Fotos zu erkennen, haben wir einen strahlend blauen Himmel und Sonne satt. Ich bin zunächst ins Kulturzentrum gegangen, in dem um 10.30Uhr eine Russische Folklore Darbietung stattfand. Aber nach kurzem Einblick entschied ich mich, die Stadt zu erkunden, die im Gegensatz zu meinen ersten Befürchtungen überhaupt nicht trostlos wirkt, ob dies nun an dem schönen Wetter lag, weiß ich nicht.

Barentsburg wurde 1932 gegründet und wird von russischen und ukrainischen Bergarbeitern bevölkert. Die Stadt liegt an einem Seitenarm des Eisfjordes und ist umgeben von hohen schneebedeckten Bergen sowie einem großen weiß glitzerndem Gletscher. An der Hauptstraße liegen alle wichtigen Gebäude: das sehr interessante Museum Pomor, eine sehenswerte kleine Holzkirche, der Kulturpalast, bunte Bergarbeiterhäuser, ein Hotel sowie eine Leninstatue.


Das in Barentsburg heute noch aktiv Kohle gefördert wird, zeigt sich an den mit Kohlestaub bedeckten Straßen sowie dem Kohlekraftwerk, welches irgendwie in diese herrliche Landschaft mit seinen Schornsteinen nicht so recht reinpassen will. Vor allem, weil es die Sicht auf den schönen Gletscher - wie ich ihn vom Schiff aus gesehen habe - versperrt.

Um 13Uhr hieß es Abschied nehmen von einer Stadt, die im Gegensatz zu der Ruhe und strahlenden Schönheit der Fjorde Nord-Svaldbards einen eigenen Charme hat. Hier habe ich auch mein Spitzbergen Souvenir gekauft: Ein Ölbild, welches den Waggonway Gletscher zeigt. Das Bild ist von unbeschreiblicher Schönheit und ich ärgere mich, dass ich nicht noch ein zweites Bild gekauft habe. Aber das werde ich eventuell 2009 nachholen. TS Maxim Gorkiy verabschiedet sich von der Stadt Barentsburg, die dem Schiff in den schlimmen Stunden im Jahre 1989 sehr geholfen hat, auf Ihre Weise: drei mal hallt sekundenlang das Typhon über den Fjord. Ich stand unterhalb der Brücke und schaute auf die schneebedeckten Berge am anderen Ufer des Eisfjordes und das türkisleuchtende Wasser. Von dieser Situation völlig ergriffen, bekam ich wie so oft auf dieser Reise eine Gänsehaut und mir standen Tränen in den Augen.

Nach dem Mittagessen setzte ich mich an die Neptun-Bar und schwelge in Gedanken. Spitzbergen - allein dieser Name löste noch vor wenigen Tagen eine Spannung in mir aus und nun? Nach zwei Tagen verlassen wir diese Inseln und ich habe eine Natur kennen- und liebengelernt. Wie sagte noch Thomas Laukötter heißt das? Arktissucht - ja das kann es gewesen sein. Der Anblick der im Schein der Mitternachtssonne leuchtenden Berge, die blauschimmernden Gletscher, die Farbe des Wasser lässt mein Herz vor Freude erglühen und allein die Gedanken daran lassen meine Augen strahlen und ich sehe vor mir diese Landschaft vorüberziehen.

In meinen vielen Stunden, die ich allein unterhalb der Brücke verbracht habe und das zerklüftete Land vorbeiziehen sah, habe ich den eisigen Nordwind sowie die wärmende Mitternachtssonnen kennen gelernt. Auch verstehe ich nun, dass man in Ruhe und Einsamkeit seine eigene Stärke und zu sich selbst findet. Ich habe erkannt, was ich möchte und was meine Ziele sind. Mit jeder Umdrehung unserer beiden Schrauben bewegen wir uns fort von einer Inselgruppe, die uns mit ihren Farben und Natur verzaubert hat. Diese Erinnerungen werden für immer in meinem Herzen bleiben.

Am Horizont erkennt man bereits die ersten Ausläufer von Seenebelbänken und um Spitzbergens schroffe Küste hüllt sich zunehmend ein Dunstschleier. Am Fuß der Berge sieht man bereits, dass diese von einem schwarzen Band umhüllt sind. Somit wird das für uns letzte sichtbare Zeichen Spitzbergens endgültig verschluckt. Am Ende schauen nur noch die höchsten Gipfel heraus.

Vor uns schiebt sich ein großer Nebelvorhang immer näher. Auch spüre ich in meinem Gesicht, wie der Wind zunimmt, da der Schutz des Festlandes nicht mehr gegeben ist. Auch verwandelt sich die bislang spiegelglatte Oberfläche des Meeres in ein leichtes Kräuseln bis zu hin zu kleinen Wellen.

Es ist schon beeindruckend zu sehen, wie das Schiff von der Nebelbank immer mehr eingeschlossen wir. Das Vorschiff ist schon drin und mir gelingt dieses eindrucksvolle Foto.

Mit diesen letzten Eindrücken ziehe ich mich in meine Kabine zurück, denn heute steht "Das große Gala-Buffet" auf dem Programm und dafür muss Frau sich ja erstmal zurecht machen. Von 18-18.20Uhr hatten wir die Möglichkeit, dass Buffet im Restaurant Odessa und Crimea zu fotografieren, welches ich auch tat. Das Ergebnis ist hier zu sehen: Fotos vom Gala-Bufett. Allein die Speisekarte (Seite 1, Seite 2) ließ keine Wünsche offen und so wurde geschlemmt bis nichts mehr in den Magen passte.

Anschließend ging es für die Teilnehmer der ersten Sitzung (die Einteilung in zwei Sitzungen war nötig, da nicht alle Gäste ins Odessa bzw. Crimea gepasst hätten) zum "Gala-Show-Express" bei dem die Künstler einen bunten Unterhaltungscocktail aus Musik, Tanz, Magie und Humor boten.

Tag 13: Fahrt zum Nordkap

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