Norddeutscher Lloyd

 

1841 traten Bremer Kaufleute zusammen, um die Gründung einer direkten Dampferlinie Bremen - New York zu betreiben; doch blieben die Bemühungen zunächst erfolglos, da sie das nötige Kapital nicht aufzutreiben vermochten und auch auf Staatssubventionen, wie sie außerdeutsche Gesellschaften genossen, nicht rechnen durfte.

Der Norddeutsche Lloyd (NDL) wurde dann am 20.Februar 1857 in Bremen durch den Zusammenschluss von vier kleineren Reedereien gegründet. Zu einer Zeit als Deutschland noch nicht vereinheitlicht war, hatte der führende Bremer Geschäftsmann und Konsul Hermann Heinrich Meier (1809-1898) eine Idee: Gründung einer deutschen Schiffslinie. Norddeutscher Lloyd war der Name, den er seinem Projekt gab. Erster Vorstandsvorsitzender des NDL wurde Konsul Hermann Heinrich. Trotz aller Startschwierigkeiten wurde der Norddeutscher Lloyd der Stolz seiner Heimatstädte Bremen und Bremerhaven - in einem größeren Umfang, als jede andere Firma überhaupt vorher getan hatte.

Am 19. Juni 1858 trat der erste Lloyddampfer, die Bremen die Reise über den Ozean an, und sehr bald schon sah sich der Lloyd in der Lage, mit vier Dampfern einen regelmäßigen 14-tägigen Dienst nach New York eröffnen zu können.

1860 wurden die ersten Verträge wegen Beförderung der Post von England und den Vereinigten Staaten abgeschlossen. Diese Postkontrakte wurden regelmäßig erneuert und der Norddeutsche Lloyd darf sich rühmen, insbesondere in dem letzten Jahrzehnt die schnellste Postbeförderung zwischen den Vereinigten Staaten und Europa aufweisen zu können. Die Vermehrung der überseeischen Linien des Norddeutschen Lloyd erfolgte zunächst längs der Ostküste des amerikanischen Kontinents in bestimmter Ordnung von Norden nach Süden Bremen- New York, Bremen- Baltimore, Bremen- New Orleans (bzw. Galveston), Bremen-Westindien und Zentral Amerika und dann im Jahre 1876 zwei Linien nach Südamerika.

Das Jahr 1885 ist in der Geschichte des Norddeutschen Lloyd von großer Wichtigkeit geworden. Es ist das Jahr der Entstehung der ostasiatischen und australischen Reichspostdampferlinien, die der Norddeutsche Lloyd auf Veranlassung der deutschen Reichsregierung einrichtete. Als nämlich die Regierung die Einrichtung deutscher Dampferlinien nach Ostasien und Australien mit regelmäßigem Fahrplan, beschleunigter Fahrt und bestimmten, auf jeder Fahrt einzuhaltenden Zwischenstation aus politischen und wirtschaftlichen Gründen für dringend nötig hielt, wurden im November 1884 Submissionsausschreiben für diese Reichspostdampferlinien an eine Anzahl Hamburger und zwei Bremer Firmen abgesandt. Den Zuschlag erhielt der Norddeutsche Lloyd. Und der neu gebaute Suezkanal verkürzte die Reisezeit n den Fernen Osten und nach Australien.

Zu den amerikanischen Linien und den Reichspostdampferlinien kam anfangs der 90er Jahre noch die Schnelldampferlinie Genua-Gibraltar-New York hinzu und seit Herbst 1905 eine Frachterdampferlinie Bremen- Philadelphia-Savannah. Seit November 1904 hat der Nord-deutsche Lloyd noch eine weitere Linie im Mittelmeer, nämlich Marseille - Neapel – Alexandria, und seit November 1905 eine Frachtdampferlinie Braila - Galatz - Genua.

Die Gesamtbeförderung von Passagieren im transozeanischen Verkehr betrug bis zum 31.12. 1905 --5 977 834 Personen. Und im Frachtverkehr waren auch erhebliche Steigerungen zu verzeichnen, denn im Jahre 1896 betrugen die Güter 1 703 496 cbm und im Jahre 1905 bereits auf 3 537 347 cbm.

Alles, was zum Güteraustausch im Welthandelsverkehr gehört, ruht wohl verborgen im Innern der gewaltigen transatlantischen Dampfer des Norddeutschen Lloyd; besonders aber sind es die folgenden Güter, die dem Export und Import durch seine Schiffe verfallen: Aus Nordamerika Baumwolle, Tabak, Getreide (Vor allem Mais und Gerste), Holz Obst, landwirtschaftliche Maschinen. Deutschland dagegen sendet nach Nordamerika vor allem deutsche Industrieprodukte, Textilwaren, Bier, Spielwaren, Wolle und Porzellanwaren, Reis, Zucker, Zement. Aus Südamerika importiert der Norddeutsche Lloyd hauptsächlich Tabak, Kaffee, Wolle, Häute, aus Australien Wolle und Häute, aus Ostasien Seide, Tee, Lackware, während Deutschland an diese Länder die verschiedensten Arten von deutschen Industrie Artikeln schickt.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte der NDL eine Größe erreicht wie nie wieder später: 26.000 Beschäftigte, davon 15.000 auf Schiffen. Die Dampferflotte bestand aus 116 Fahrzeugen

Während in Europa der 1.Weltkrieg ausbrach suchten viele NDL-Schiffe Schutz in amerikanischen Häfen, aber 1917 wurden sie von den USA beschlagnahmt. Nach Kriegsende verlor der NDL fast jeden fahrenden Dampfer des lohnenden Ozeans als Kriegsreparation.

1921 führt der neue Präsident Heineken den NDL durch die Goldenen Zwanziger, die die Firma wieder aufsteigen ließen. Stufenweise wurde dann die Flotte aufgebaut und 1925 übernahm sie die Hamburg-Bremen Afrika Linie, das Dampfschiff - Reederei Horn und die Roland Linie.

1928 fuhr man wieder die Häfen von Quebec und Montreal an.

1933 mit der Machtergreifung Hitlers fallen die Mehrheitsanteile aller deutschen Reedereien an den Staat.

Der 2. Weltkrieg brachte dann vorübergehend wieder einen Stopp im Transatlantikverkehr, der aber 1948 durch die Cunard-White-Star Lines und 1950 durch die United States Lines wieder auflebte.

Für die deutschen Reedereien bedeutete es erneut einen Totalverlust der Flotte und der NDL musste wieder Schiffe mieten, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Hinzu kam, dass es im Nachkriegsdeutschland nicht einfach war, zwei große Passagierreedereien zu fördern und so konzentrierte sich die HAPAG auf den Frachtverkehr während 1954 der NDL den Passagierverkehr wieder aufnahm.

1968 gründen die Hamburg-Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd die Hapag-Lloyd Container Linie und bringen mit je zwei Schiffen für den Nordatlantik die ersten europäischen Vollcontainerschiffe auf den Weltmarkt.

Am 1. September 1970 erfolgt die Fusion von HAPAG und NDL zur Hapag-Lloyd AG rückwirkend zum 1.Januar 1970. Damit schließt sich nach 113 Jahren ein Kapitel traditioneller Rivalität.